05.07.2016

Zu Besuch: Manoli Melabianakis - Ein Gespräch

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Ende Juni kam Manoli Melabianakis für einen gemeinsamen Termin nach Deutschland. Wir nutzten die Zeit für ein Gespäch über Olivenöl, Griechenland, Europa und das Leben allgemein. So gab es spannende persönliche Perspektiven eines Griechen. Das Gespräch mit Manoli führte Thomas Fuhlrott

T.F. Manoli, Du bist das erste Mal in Deutschland?

M.M. Nein. Ich war schon etliche Male auf der Hanuga in Köln und mag diese Stadt sehr. Außerdem gab es vor einigen Jahren eine Tour von München nach Hamburg und einen Besuch auf dem Olivenölfest in Zell. Jetzt bin ich allerdings das erste Mal mit etwas Zeit in der Pfalz und was ich bisher sehen konnte, gefällt mir sehr gut.

T.F. Die nächste Olivenernte beginnt im November. Was passiert bis dahin in der Ölmühle?

M.M. Zu tun gibt es immer etwas. Wir kümmern uns um die Ölbestellungen unserer Kunden, füllen das Öl aus Tanks in Flaschen, warten die Maschinen. Dazu bin ich hier und da auf Messen unterwegs: Anfang Mai in Shanghai und Mitte Juli in Moskau. Und ein paar freie Tage sollten auch noch übrig bleiben.

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Thomas Fuhlrott (links) und Manoli Melabianakis im Öldorado in Frankfurt

T.F. Lässt sich schon etwas über die kommende Ernte sagen?

M.M. Nein, dafür ist es noch zu früh. Im Moment wissen wir nur, dass es zu wenig regnet. Wir müssen abwarten, wie sich der Sommer entwickelt. Auch im vergangenen Jahr sah es lange Zeit sehr gut aus und dann machte uns das Wetter vier Wochen vor Beginn der Ernte einen Strich durch die Rechnung. Der Wetterumschwung begünstigte das Aufkommen der Olivenfliege und so wurde es "nur" eine gute Saison und keine sehr gute, kein außergewöhnlicher Jahrgang. Allerdings ist das bei Naturprodukten normal und muss akzeptiert werden.

T.F. Gibt es nach so langer Zeit immer noch Dinge, die bei der Arbeit verbessert werden können?

M.M. Natürlich gibt es die immer. Gerade in Griechenland ändern sich die Dinge eher langsam, es wird gern so gemacht wie immer, Neuerungen eher skeptisch gesehen. Im Moment arbeite ich an einem Projekt zur weiteren Verbesserung der Qualität. Mit dabei sind 100 Produzenten, die unsere Oliven anbauen. Wir wollen neue Wege probieren und mit weiter verbesserter Qualität auch noch bessere Preise erzielen.

T.F. Wie sieht es derzeit überhaupt die Lage in Griechenland. Gab es unter der neuen Regierung Tsipras Verbesserungen?

M.M. Also, aus meiner Sicht ist nichts besser, aber vieles noch schlechter geworden. Es gibt keine neuen Ideen, keinen Aufbruch, keine Unterstützung für Menschen, die etwas tun wollen. Dagegen weitere Erhöhungen von Steuern und Abgaben und noch mehr Bürokratie. Viele Unternehmen werden von den Finanzämtern regelrecht erpresst. Das erinnert oft sehr an Willkür.

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Manoli Melabiankis in Frankfurt, im Hintergrund die EZB.

T.F. Welche Rolle spielt die EU in Griechenland und siehst Du mit ihr eine Zukunft in Europa?

M. M. Vorab möchte ich sagen, dass die EU nicht für die schwierige Lage bei uns verantwortlich ist. Alle Regierungen in Griechenland lebten über ihre Verhältnisse und haben den Staat riesig aufgebläht. Ohne den EU-Beitritt und die damit verbundene Möglichkeit weiter auf Pump zu leben, wäre es viel früher zu Ende gewesen. Die Insolvenz und der dringend nötige Neuanfang wurden so einfach über Jahre verschleppt.

T.F. Was ist mit den vielen Milliarden, die in den letzten Jahren nach Griechenland geflossen sind?

M.M. Davon sind 75 Prozent an die internationalen Gläubigerbanken gegangen, von dem Rest wurden offene Waffenrechnungen der Regierung bezahlt. Weder die Menschen noch die Infrastruktur haben davon etwas gesehen. Lange glaubte ich, die EU sei gut und gemeinsam können wir etwas bewirken. Heute habe ich da meine Zweifel. Nur ein Beispiel: Bisher wurden von der EU Milliarden für Wachstum und gegen die Jugendarbeitslosigkeit ausgegeben. Bei uns und in vielen anderen Ländern ist kein Effekt zu spüren, die Jungendarbeitslosigkeit liegt bei mehr als 50 Prozent. Jetzt sollen weitere Milliarden ausgegeben werden. Man geht also in die falsche Richtung und wenn man es merkt, ist die einzige Veränderung noch schneller in die falsche Richtung zu gehen. Das kann nicht funktionieren.

T.F. Das klingt nicht sehr hoffnungsvoll.

M.M. Wir müssen selbst etwas tun und nicht warten bis die Regierungen etwas tun. So helfe ich vielen Bauern bei uns, indem ich kostenlos Maschinen zur Verfügung stelle, sie motiviere bessere Qualität zu produzieren und so auch höhere Einnahmen zu erzielen. Eigentlich sind die Dinge nicht kompliziert, sondern recht einfach. Diejenigen, die Werte schaffen, sollten unterstützt werden. Was wir benötigen, sind neue Ideen für die Zukunft und die Möglichkeit, diese auch umzusetzen. Weniger Abgaben und Steuern würden dafür auch mehr Mittel freisetzen. Ansonsten benötigen wir für ein glückliches Leben gute Freunde, Familie, Gesundheit. Gute Lebensmittel sind ein wichtiger Beitrag dazu. Das ist und bleibt meine Motivation. Und damit bin ich nicht allein. Viele Freunde und Geschäftspartner in Europa, aber auch weltweit, denken ähnlich. Gemeinsam können wir tatsächlich etwas bewegen!

T.F. Danke für das Gespräch! Wir freuen uns auf weitere Zusammenarbeit.

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Manoli Melabianakis und Tina Ottmann von zait in Neuleiningen

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