20.09.2017

Denkfehler - Kolumne von Thomas Fuhlrott

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Kurz nach Ankündigung der Iphones 8 bis 10 las ich wiederholt Klagen über Menschen, die bis zu 1400,- Euro für ein Telefon ausgeben, aber nicht bereit wären drei Cent mehr für Milch zu bezahlen.
Doch was hat das eine mit dem anderen zu tun? In der Tat kostete Milch in den Supermärkten im vergangenen Jahr sehr wenig. Die von den Milchbauern erzielten Erlöse reichten kaum mehr aus, obwohl die Nachfrage relativ konstant blieb. Wie konnte das passieren? Jahrzehntelang flossen staatliche Agrarsubventionen in die deutsche und europäische Milchwirtschaft. Diese gesamten Agrar-Subventionen verschlingen jährlich etwa zwei Drittel des gesamten EU-Haushaltes. Viele Bauern sattelten um und investierten, durch die Subventionen unterstützt, in eine hochintensive und hochtechnologisierte Milchwirtschaft. So wurde mehr und mehr Milch produziert, ohne das die Marktnachfrage größer wurde. Der Milchpreis fiel und fiel. Die Bauern, deren Erlöse und Einkommen sanken, riefen nach staatlicher Hilfe. Diese wurde gewährt, indem Prämien für nicht produzierte Milch gezahlt wurden. Die Milchproduktion sank, deutlich weniger Milch ließ nun aber den Butterpreis in diesem Jahr auf Rekordhöhe steigen. Schon werden Rufe nach staatlicher Beihilfe laut ...
Beim Milcheinkauf im Supermarkt sind selbst bei größerer Auswahl die Preisspannen gering, für die Bauern bleibt die Situation angespannt, selbst wenn ich beim Einkauf auf die teuerste Variante  Milch zurückgreife.
Wie sieht es bei den Iphones aus? Apple erfand 2007 das erste Smartphone und veränderte damit unsere Welt dramatisch. Millionen Menschen wollten diesen "Zauberkasten" besitzten, gaben erhebliche Summen dafür aus und tun es teilweise noch heute. Subventionen hierfür flossen keine. Apple trug das volle Risiko für ein bisher nicht auf dem Markt vorhandenes Produkt, investierte Milliarden in dessen Entwicklung und landete einen Volltreffer. Konkurrent Nokia hielt das für völlig falsch und verlor in Folge dessen seine Position als Weltmarktführer im Bereich Mobiltelefone. Heute, nach 10 Jahren, bringt Apple die neueste Generation Iphones auf den Markt. Der Preis ist hoch, dennoch werden Millionen Menschen ein solches Gerät kaufen. Es ist ihre freie Entscheidung. Inzwischen gibt es viele andere Anbieter und jedem Menschen steht es frei, ein Telefon von Samsung oder Huawei zu einem günstigeren Preis zu erwerben. Ob die Käufer eines neuen Iphone auch mehr Geld für Milch ausgeben würden, wissen wir nicht. Was wir aber wissen, der Preis für Milch wurde und wird durch staatliche Eingriffe manipuliert. Genauso wie unsere Strompreise, die zu den höchsten in Europa gehören, wobei die Subventionen hier noch die Stromversorgung insgesamt gefährden und zu völligen Absurditäten im Markt führen.
Subventionen schaden meist mehr, als sie nützen. Vor allem schaden sie den Kunden und meinst auch den Produzenten. Auch der Anbau von Olivenbäumen und die Produktion von Olivenöl wird von der EU subventioniert. Das führt in vielen Regionen zu Überproduktion, zu Preisverfall und zu einem Überangebot an mittleren und schlechten Qualitäten von Olivenöl.

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